Magnus Kongestol • June 13, 2025

Vitamin D in der Zahnmedizin – Ein unterschätzter Schlüssel zur Mundgesundheit

Vitamin D ist nicht nur für den Knochenstoffwechsel essenziell, sondern spielt auch in der Zahnmedizin eine zunehmend beachtete Rolle. Studien deuten darauf hin, dass Vitamin D weit über seine klassische Funktion hinaus wirkt – unter anderem in der Immunmodulation, der Kariesprävention und der Unterstützung parodontaler Heilungsprozesse



Wissenschaftliche Studien belegen den Nutzen von Vitamin D
In den letzten Jahren wurden mehrere wissenschaftliche Studien veröffentlicht, die sich mit dem Einfluss von Vitamin D auf unterschiedliche zahnmedizinische Teilbereiche beschäftigen:

Die Übersichtsarbeit von Singh et al. (2023) bietet einen umfassenden Einblick in den aktuellen Wissensstand zum Thema Vitamin D in der Zahnmedizin. Sie beschreibt positive Effekte auf die Parodontalgesundheit, das Kariesrisiko, die Implantatheilung und kieferorthopädische Prozesse.
Eine klinische Studie von Bruna et al. (2024) zeigt, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel signifikant mit einer erhöhten Entzündungsaktivität bei Parodontitis verbunden ist.
Die Studie von Schulze-Späte et al. (2022) weist auf verbesserte Knochenneubildung und Implantatintegration bei ausreichender Vitamin-D-Versorgung hin.
• Schroth et al. (2018) fanden heraus, dass Kinder mit guter Vitamin-D-Versorgung ein signifikant geringeres Kariesrisiko aufweisen.

Vitamin D in offiziellen Empfehlungen – ein unterschätzter Faktor?
Auch wenn sich die zahnmedizinische Kariesprophylaxe in Deutschland traditionell stark auf Fluorid stützt, wird Vitamin D insbesondere in der frühen Kindheit als zusätzlicher Schutzfaktor anerkannt. Das aktuelle Positionspapier der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und der Informationsstelle für Kariesprophylaxe (IfK) nennt Vitamin D in den Basisempfehlungen für Säuglinge:

„Von Geburt bis Zahndurchbruch: 1× täglich Tablette mit 0,25 mg Fluorid und 400–500 I.E. Vitamin D“
(BZÄK/IfK, 2025, Handlungsempfehlung Abschnitt 1.1)

Diese kombinierte Gabe dient der Prävention sowohl von Rachitis als auch von frühen Zahnschäden. Interessant ist, dass Vitamin D ausschließlich in diesem frühen Lebensabschnitt explizit erwähnt wird, obwohl aktuelle Studien auch bei Jugendlichen, Erwachsenen und älteren Menschen eine Bedeutung für die orale Gesundheit aufzeigen.

Die Stellungnahme verweist zudem auf die Notwendigkeit der differenzierten Prophylaxe je nach Risikoprofil, verzichtet jedoch bislang auf eine systematische Integration des Vitamin-D-Status in die zahnärztliche Vorsorgepraxis.

Was bedeutet das für Praxis und Prävention?

Während Fluorid als „Goldstandard" in der Kariesprävention bleibt, zeigt sich, dass Vitamin D eine unterstützende Rolle spielt, insbesondere bei Risikogruppen:

• Kleinkinder (Vitamin-D-Tabletten)
• Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen des Zahnhalteapparates
• Menschen mit eingeschränkter Knochenheilung oder Implantatkomplikationen
• Pflegebedürftige mit schlechter Vitamin-D-Versorgung

Fazit
Vitamin D hat sich in der Zahnmedizin vom Nebenschauplatz zu einem relevanten Forschungsthema entwickelt. Studien belegen Effekte auf Parodontitis, Kariesprävention und Knochenheilung. In offiziellen Stellungnahmen wie jener der BZÄK ist Vitamin D bislang nur in der Säuglingsprophylaxe fest verankert – doch die Erkenntnisse der letzten Jahre sprechen dafür, diesen Ansatz künftig auszuweiten.
Wer also etwas für seine orale Gesundheit tun möchte, sollte neben der bewährten Fluoridprophylaxe auch seinen Vitamin-D-Spiegel im Blick behalten – idealerweise in Absprache mit Zahnarzt und Hausarzt.

Quellen:
• Singh et al. (2023): PMC10912272
• Bruna et al. (2024): PubMed
• Schulze-Späte et al. (2022): Wiley
• Schroth et al. (2018): PMC6188726
• BZÄK / IfK (2025): Positionspapier „Fluoride in der Kariesprophylaxe“



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